Ein Blick hinter die Kulissen des Bike-Streckenbaus
Der Maiskogel Trail begeistert Biker, die sich entspannt an die anspruchsvolleren Abfahrten vom Kitzsteinhorn herantasten wollen. Über 4,6 Kilometer führt der Trail mit moderatem Gefälle, Wellen und Steilkurven von der Bergstation der MK Maiskogelbahn bis zur Mittelstation Stanger. Roland Hofer von der Trailbaufirma „Shape-Syndicate“ nimmt uns mit auf den Trail und erzählt, warum er als Streckenbauer großen Wert auf nachhaltige Bauweise legt.
„Gscheid vü Flow“, denke ich, als ich in der Wiese neben dem Maiskogel Trail hocke und den Biker beobachte, der eben an der Bergstation an den Start gegangen ist. Geschmeidig rollt er über die sanften Wellen, drückt das Bike in den Anlieger und kommt vor mir zu stehen. Noch bevor er den Helm lüftet, erkenne ich ein breites Grinsen unter dem Fullface-Helm. Es ist Streckenbauer Roland Hofer, der mit seinem Team von Shape-Syndicate den Trail vom Maiskogel betreut. „Heute habe ich selbst die morgendliche Kontrollfahrt erledigt, um die Strecke für den Betrieb freizugeben“, strahlt er und sichtlich hat der leidenschaftliche Biker die frühe Fahrt über den Trail genossen. Schnell sind Bike, Helm und Schutzausrüstung abgelegt und das Pinzgauer Urgestein des Trail-Baus gesellt sich zu mir und friedlich grasenden Kühen auf die blühende Wiese.
Genial negativ!
Hier, wo im Winter die Skifahrer und Snowboarder zu Tal fahren, befindet sich der erste Abschnitt des Trails. „Äh, wo genau?“, frage ich nach denn bei einem Blick nach oben ist der Trail nicht zu sehen. „Mission erfüllt!“, lacht Roland und ergänzt: „nur ein Trail, der sich so in die Landschaft fügt, dass er von unten nicht mehr zu sehen ist, ist ein richtig guter Trail aus Sicht des Streckenbauers.“ Wir spazieren ein paar Schritte über die Piste nach oben und Roland erklärt: „Hier, im Bereich der Piste, wurde der Trail in der Negativ-Bauweise erstellt. Das bedeutet, dass der Trail unter Pistenniveau liegt. So ist im Winter ein effizientes und ressourcenschonendes Beschneien der Piste möglich. Außerdem fügt sich die Strecke so harmonischer ins Gelände ein. Weiter unten verläuft der Trail wieder im Wald, dort konnten wir die Wellen, Kurven und moderaten Gefälle über Grund verlaufen lassen.“
Gut geplant ist halb gewartet
Der Trail sieht aus, wie eben erst erstellt und keine ausgewaschenen Rinnen oder Bremswellen sind zu sehen. „Das liegt zum einen an der Wartung, denn der Streckenverantwortliche Sladjan Zaric ist täglich am Trail, um bei der Kontrollfahrt nach dem Rechten zu sehen. Besonders nach schweren Gewittern oder Sturm ist vor Betriebsbeginn für Sicherheit zu sorgen und die Ableitungen fürs Wasser müssen ausgeputzt werden.“ An so einer Ableitung stehen wir gerade und Roland erklärt. „Das eigentliche Geheimnis der Haltbarkeit einer Strecke liegt aber in der Planung und am Bau. Diese Strecke hat wenig Gefälle und ist daher weniger der Erosion ausgesetzt. Das Wasser wird mit Ableitungen direkt aus der Strecke geführt und Steinsicherungen verhindern das Abrutschen des Hangs in die Einlaufmulde der Ableitung.
„Der schönste Trail ist für mich als Streckenbauer der, der nicht nur toll zu fahren ist, sondern sich auch perfekt ins Umgebungsgelände einfügt.“
Aus der Perspektive der Freerider sieht man Flow, Wellen und Steilkurven. Doch für den Wanderer, der beim Aufstieg den Blick über die blühenden Almwiesen schweifen lässt, ist der Trail kaum auszumachen. Und das ist gut so, wie Roland erklärt: „Die Strecke wurde im September 2020 mit meinem Team von Shape Syndicate erbaut. Wir alle haben landwirtschaftliches KnowHow und einen guten Sinn für Nachhaltigkeit. Für den Bau haben wir uns als wachsames Auge Martin Kyek vom Institut für Ökologie mit ins Boot geholt. Er zeigte sich bei den Begehungen zufrieden mit unserer Bauweise. Beim Waseln wird die Grasnarbe mit der Baggerschaufel abgetragen und vorsichtig gleich wieder in den Hang eingesetzt. So wachst sie gleich wieder an und mit Hilfe von etwas regionstypischem Grassamen sieht das Gelände schon bei Eröffnung der Strecke im Frühjahr unversehrt aus.“
Winter als Bauhelfer
Während wir ein paar Anlieger weiter auf zwei Mitarbeiter treffen, die eben die Strecke ausmähen, lacht Roland: „Die Strecke ist so gut renaturiert, dass das hohe Gras laufend mit dem Handmäher vom Trail-Rand entfernt werden muss.“ Hinter dem Elektrozaun muht uns neugierig eine Kuh entgegen und Roland erklärt: „Auch die Zäune werden von uns kontrolliert, um hier im Wald die Kühe aus der Strecke zu halten. Wir achten sehr darauf, dass wir die Almwirtschaft mit der touristischen Nutzung des Trails unter einen Hut bringen.“ Seit über 15 Jahren hat Roland Hofer nun Erfahrung im Trailbau und sein umfassendes KnowHow sorgt für perfekte Ergebnisse. „Für den Maiskogel Trail haben wir Erde mit Schotter gemischt und mit der Rüttelplatte verfestigt. Doch den Großteil der Haltbarkeit erfolgt durch den Frost und Schneedruck im Winter – daher bauen wir nach Möglichkeit im Herbst und geben der Strecke bis ins Frühjahr Zeit, sich zu setzen.“ Wir machen uns auf den Weg zurück, denn die Bikes warten und gemeinsam rollen wir mit einem breiten Grinsen im Gesicht zum Ziel des Trails an der Mittelstation Stanger. Während Roland seine Kontrollfahrt vorschriftsgemäß protokolliert, nutze ich den frühen Tag, um gleich noch einmal mit der Bahn nach oben zu gondeln und den Flow dieser Strecke erneut zu genießen.
Fakten MK Maiskogel Trail
- Erbaut: 2020 durch Shape Syndicate
- Länge: 4,6 km
- Zielgruppe: Einsteiger, Familien
- Charakter: viel Flow, moderates Gefälle, Anlieger und Wellen
- Start: Bergstation MK Maiskogelbahn, 1.570 m
- Ziel: Station Stanger MK Maiskogelbahn, 1.137 m
- Projektpartner: Tourismusverband Kaprun